Fenster angebracht, eines unten das andere, oben. Trotz a'lledem war auch nach diesem Umbau von der Südseite aus, die Eigenschaft des Gebäudes nicht zu erkennen, da die angebrachten Fenster solchen gewöhnlicher Häuser glichen. Die anderen Häuser erhielten eine massivere Bauart, natürlich nach der Auffassung jener Zeit, die sich nur in allzu starkem Mauerwerk ausdrückte, während Gänge, Böden und Stiegenhäuser aus Holz blieben. Eine besondere Veränderung erfuhr das Haus CNr. 125. Dieses bestand vor dem Brande nur aus einem Stadtmauertunn und diesem Hause fiel der freie Platz vor demselben zu. Ein ziemlich bedeutender Grundkomplex19). Im J. 1824 erfolgte die Bestätigung der alten Judeninstruktion. Im J. 1836 bringt noch die Tachauer Chronik eine Zählung der Seelen und Häuser der Juden. Nach dieser Zählung befanden sich damals in 15 Judenhäusern 266 jüd. Seelen. Am 23. Dezember 1784 starb Rb. Jehuda Lob Raschwitz in T., der gleichzeitig Krb. von Pilsen und Klattau war. Unter Raschwitz muß in T. eine bedeutende Talmudschule gewesen sein, da zu seiner Zeit mehrere und bedeutende Rb. hier gelebt haben. Rb. Nathan S c h a k, Rb. Nachům S o f e r usw., es sind auch mehrere Rb. bekannt, die Tachauer Familien entstammten und zu jener Zeit ihre Ausbildung genossen haben mußten 20). Der Nachfolger des Rb. Raschwitz im Tachauer ■-• wie im Kreisrabbinate — war Schemuel H a k o h e n. Unter letzterem scheint die Schule ihre Bedeutung eingebüßt zu haben. Die Ursachen mögen mannigfaltiger Art gewesen sein, sehr wahrscheinlich auch deshalb, weil Rb. Schemuel Hakohen den Anforderungen nicht gewachsen war, was.sich aus verschiedenen Umständen folgern läßt. Mit Rb. Nachům S o f e r war der letzte der Rabbiner aus der Zeit Rb. Raschwitz dahin gegangen. Dieser zollte in einem Manuskripte 21) dem Rb. Raschwitz warme Worte der Anerkennung und Wertschätzung, während er Rb. Schemuel Hakohen vollständig ignorierte, obwohl er ihn um 3 Jahre überlebte. Es ist wohl möglich, daß Rb. Sofer selbst auf die Rabbinerstelle aspirierte und da er Übergängen wurde einen geheimen Groll gegen Rb. Schemuel hegte, welcher ihm diese Nichtachtung vorschrieb. Es ließe sich auch auf die Unzulänglichkeit des Rb. Schemuel für dieses Amt daraus schließen, daß sein Nachfolger Markus Egerer stets als „gew. subst. Krb." zeichnete. Diese Substitution konnte Egerer nur zu Lebzeiten des Rb. Schemuel ausüben. Von nicht geringerem Einfluß auf den Niedergang der Schule werden jedenfalls auch die neu eingetretenen Verhältnisse gewesen sein. Die intelligenteren Kreise unter den Juden wendeten sich immer mehr industriellen Unternehmungen zu22), wodurch das Torastudium vernachlässigt wurde und an Interesse verlor. Der Nachfolger Rb. Schemuel Hakohen im Rabbineramte, jedoch nur als Lokalrb., war Markus Egerer, bis zu seinem, am 31. Oktober 1836, erfolgten Tode. Nach einer dreijährigen Vakanz wurde Salomon Lengsfelder als Rb. und Prediger nach T. berufen und wirkte hier bis zum 29. Oktober 1852. Lengsfelder hat wohl die eingegangene Talmudschule nicht wieder ins Leben gerufen, seine Tätigkeit hat jedoch, trotz seiner kurzen Amtswirksamkeit, deutliche Spuren in der Gemeinde hinterlassen. Er hat den F. V. „Bikkur Cholim" ins Leben gerufen. Ein Verein, dessen Tätigkeit auf reinster Menschenliebe aufgebaut war und für das uneigennützige Streben und Wirken dieses Mannes das schönste Zeugnis ablegt23). Aus den Matriken ist zu ersehen, daß es ihm gelang viele ungesetzliche Ehen zu legitimieren. Es hat aber dennoch den Anschein, als ob ihm die Stelle in T. nicht zu befriedigen schien, da er nach einer 13 jährigen Tätigkeit einem Rufe nach Waras-din Folge leistete 2*). Zu diesem Schritte wird ihn je- Rb. hak Schidlof denfalls auch der Umstand veranlaßt haben, weil es ihm, nicht gelang, sämtliche K. G. im Tachauer Bezirke zu einem Rabbinatsprengel zu vereinigen. Außer LangendÖrflas und S c h ö n w a 1 d schloß sich sonst keine Gemeinde der Tachauer K. G. an. Nach einer dreijährigen Vakanz wurde am 7. August 1855 mittelst Dekret „Isak Schidlof" zum Lokalrb. von T. ernannt. Trotz vielfacher Verhandlungen und Interventionen der Behörde, leisteten die umliegenden Gemeinden keinen Beitrag zur Erhaltung des Rabbinates in T. Zur Erhaltung der Institution des Kreisrabbinates, wurde von der Behörde alljährlich bei der K. G. ein Beitrag eingehoben. Am 10. Juli 1858 wurde die hebräisch-deutsche Schule errichtet; die Bewilligung zur Errichtung wurde jedoch nur unter der Bedingung erteilt, daß sich alle K. G.-Mitglieder für sich und ihre Nachkommen verpflichteten, den Lehrern an der Kirchenschule (Dechanteischule) das Schulgeld zu entrichten. Obwohl nun die K. G. wie auch jedes einzelne Mitglied die größten Opfer zur Erhaltung der Schule brachte, war es nicht möglich das öffentlichkeitsrecht der Schule zu erwirken. Die hebräisch-deutsche Schule war und blieb abhängig von der Kirchenschule. Das zur Erreichung der Selbständigkeit und des öffentlichkeitsrechtes im J. 1860 ausgearbeitete eigene Schulregulativ half auch nichts 2Ö). Bis 1860 war die Gemeinde mehr oder weniger abgeschlossen und erhielt nur durch gelegentliche Einheirat Zuzug von auswärts 20). In diesem Jahre bestand die Gemeinde aus 56 Familien mit 325 Seelen. In den J. 1860 bis 1870 begann der Zuzug der jüdischen Bevölkerung aus den umliegenden Ortschaften. Namentlich waren es die Familien Kohner aus Schos-senreit, die sich in diesem Jhzt. in T. ansiedelten, denen im folgenden Jhzt. die Familie Neubauer aus Seh. folgte. Das erste ordnungsmäßige Statut der K. G. stammt vom 20. Juni 1867, welches mit Erlaß vom 23. Feber 1868, Z. 5935, von der Statthalterei in Prag genehmigt wurde. Zu gleicher Zeit erhielten auch alle anderen T, Friedhof (Alter Teil) Hof des Judenhauses Nr. 513 vor dem Brande 1911 (Foto Richter) 634 635