Eduard Soyka Josef Laiansky Sigmund Meiler Oíio Fritz Löwy Als Kultuisvo rsteher fungierten: der Trak-teur und Kaufmann Jakob Spitz (1863 bis 1865), der Wollhändler Sigmund Liebitzky (1685 bis 1885, also volle 2 Jahrzehnte hindurch), der Rechtsanwalt Dr. Theodor Haller (1885 bis 1886), der Kaufmann Leopold Löwy (1886 bis 1889), der Fabrikant Heinrich Langstein (1889 bis 1900), der Rechtsanwalt Dr. Wilhelm S ch nü r m a c h e r (1900 bis 1911), der Rechtsanwalt Dr. Wilhelm F l,e is.cher (1911 bis 1921). Gegenwärtig (seit dem Frühjahr 1921) bekleidet das Amt des Kultusvbrsteners der Rechtsanwalt Dr. Leo L a n g s t e i n. K. Vorsteher-Stellvertreter (der Zeitfolge nach): Leop. Löwy, Heinr. Lang st ein, Dr. Wilhelm Her seh, Dr. Ign. Ullmann, Dr. Willi. Schnürmacher, Ernst W e i s e 1 e s, Dr. Emil Peres, Alois So u d e k, Ernst Soyka, Dr. Rud. Kraus, und seit 1932 Dr. Leop. Bass. .Tempelvorsteher: Jak. Strenitz, Leop. Löwy, Eduard Soyka, Josef L a ž a n s k y, Sigmund Meiler und seit 1931 Otto F a n 11.. Unvergessen bleibt das aufopfernde Wirken des warmherzigen Tempelvorstehers Sigmund Meiler, der Jahrzehnte lang seine Kraft und Zeit der Gemeinde widmete. Kassierer: Wilhelm Winterberg, Daniel J. P i c k, Josef P o 11 a k, Ludwig Edelstein, Edmund Deutsch, Emanuel Spitz, Josef Fleischer, und seit 1925 Hugo H e r s c h„ Senior des Vorstandes ist Eduard S t i a s s n y. Der Repräsentanz der Landesjudenschaft gehörten der K. V. Dr. Wilh.-S c h n ü r m a c h e r (als Ersatzmann) und K. V. Dr. Wilh. Fleischer an. Der Kultusvorstand verwaltet eine Anzahl von Stiftungen und Widmungen für Jahrzeit-, ferner für wohltätige und erziehliche Zwecke. Dem Armenwesen hatte die Gemeindeverwaltung .seit jeher besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Als Armenväter wirkten: Jakob Strenitz, Leopold Löwy, Josef Lažansky, Otto Fantl, Sigmund Melier, und seit 1931 Egon Popper. Anfang 1932 wurde das Armenwesen gründlich reorganisiert und eine soziale Fürsogezentrale geschaffen. Ihr gehören Vertreter des Kultusgemeindevorstandes, alle humanitären jüdischen Vereinigungen in R., sowie der Rabbiner und Kultusvorsteher an. Es ist erfreulich, daß in dieser Fürsorgezentrale, deren Obmann Otto Fantl und Kassier Fritz Löwy ist, sich auch Frauen betätigen. Diese Einrichtung ist auf den modernsten Grundsätzen der Wohlfahrtspflege aufgebaut. Das Hauptaugenmerk ist darauf gerichtet, in erster Linie den in R. ansässigen Notleidenden sowohl durch Barzuwendungen, wie auch durch Darlehen und durch Zusendung von Kohle und Lebensmitteln weitgehende Hilfe angedeihen zu lassen. Auch eine Aktion für den Ferienaufenthalt der Kinder wurde durchgeführt. Im ersten Jahre des Bestandes der Fürsorgezentrale gingen Spenden ein, von jüdischen Korporationen einschl. Kinderaktion . Kč 51.086"75 Von jüdischer privater Seite . . „ 68.327'—■ Demnach insgesamt .... Kč 119.413-75 Verausgabt wurden für ortsansässi- ge Glaubensgenoasen Kč 72.908-85 Für Wanderbettel..... 13.358-20 Für Regie....., , 4.253-45 sodaß auf Ortsangehörige . 80'54% auf Wanderbettel , . . . . . 14'75 % auf Regie . . . . . . , , 4'71% entfallen. Das Problem des Wanderb&ttels kann nur durch organisatorische Maßnahmen aller zuständigen Faktoren und durch Zusammenarbeit der Landesverbände gelöst oder zumindest gemildert werden. Die Stelle eines Armenarztes versieht Dr. Julius Schnabel. Die Bildung des Matrikenbezirkes für die Kultusgemeinde und die Einbeziehung der Gerichtsbezirke Reichenberg, Kratzau, Friedland, Gablonz a./N. und Tannwald unter gleichzeitiger Ausscheidung aus dem Turnauer Matrikenbezirk wurde von der Statthalterei am 14. Nov. 1864 mit der Bestimmung genehmigt, daß der Matrikenführer dieses neuen Matrikenbezirkes seinen Sitz in R. haben müsse. Als erster Matrikenführer fungierte Valentin Fischer vorn April 1865 an. Er resignierte jedoch im J. 1873. Sein Nachfolger Salomon Pollak hatte das Amt bis Ende 1890 versehen. Ein Jahr fungierte Rabb. Dr. Posnanski und bis Ende 1892 der Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Hersch. Seit Reichenberg 34 562 1893 ist'Rább. Dr. Hof mann Matrikenführer. Er • legte als solcher den Eid in die Hände des damaligen Regierungsvertreters und späteren Statthalters von Böhmen Karl Graf Coudenhove ab. Laut Erlaß der Statthalterei vom 24. April 1878 wurde der Gablonz-Tannwalder Matrikenbezirk von dem Reichenberger getrennt. Die Geineindebeninteii. Kantoren: Joachim P e s s e 1 e s, von 1861 an. Er starb am 28. Okt. 1877 im Alter von 49 Jahren. Heinr. Goldstein, vorher in Schüttenhofen und Tapolcza, von 1889 an Lehrer bis 1920, starb am 19. Okt. 1926 im Alter von 80 Jahren. Adolf K e-s t e n b e r g, vorher in Rózsahegy und Prag (an der Pinkassynagoge), fungierte in R. von 1889 an, also volle 40 Jahre. Er starb am 12. Feber 1930, 78 Jahre alt. Leo Wartelski, auch Religionslehrer, seit 1923. Religion slehrer und Kantoren: Hugo Löwenthal, 1912 bis 1914; Samuel Ungermann, 1920 bis 1923. Erst bestand in N. C. 169-11 eine besondere Religionsschule, die im J. 1877 aufgelassen und der Religionsunterricht in die öffentlichen Schulen verlegt wurde. Eltern zahlten Schulgeld, das später ermäßigt und nachher ganz aufgehoben wurde. Bis 1869 erteilten den Religionsunterricht die Privatlehrer Valentin Fischer, dann Adolf Hlawatsch, dop., .auch ein Heft: „Das Synagogenjahr" verfaßte, J. Löwitt und N. Steiner. Schächter: Valentin Fischer, 1863 bis 1893; Semy Stein die r, 1893 bis 1931, jetzt i. R.; Chaim Laib Wolf, auch Kantor. Organisten: Josef Schmidt, seit Anfang 1873, nachher Ferdinand Gerhardt in unentwegter Pflichttreue ein halbes Jahrhundert hindurch; Eduard Prpksch, Otto Feix, und gegenwärtig Regiments-Kapellmeister Wilhelm P o c h m a n n. Für die soziale Gesinnung der Gemeinde ihren Beamten gegenüber ist die Tatsache ehrend, daß schon im J. 1875 über eine frühere Anregung von Wilh. Winterberg ein Pensionsfond für die Beamten und deren Witwen ins Leben gerufen wurde. Die Vereine. Viel jüdisches Leben regt sich in den Vereinen. Die zwei ältesten sind die „Beerdigungsbrüderschaft"' „Chewra-Kadischa" und der „Israelitische Frauenverein". Die Gh. K. wurde im J. 1864 gegründet, die Statuten wurden jedoch erst im J. 1871 behördlich bestätigt. Sie wurden im Einvernehmen mit dem Kultusvorstande verfaßt. Der erste Vorsteher war Joachim Deutsch, ihm folgte Moritz Rosenbaum. Josef Lažansky stand etwa drei Jaihrzehnte hindurch an der Spitze dieses Vereines, dessen Interessen unentwegt wahrnehmend. Die Gh. K. würdigte seilte^ Verdienste, indem sie ihn zu ihrem ersten Ehrenmitgliede ernannte. Seit 1915 ist Otto Fantl Vorsteher der" Ch. K. Sie feierte ihren 50 jährigen Bestand imi J. 1914 durch Gründung eines Fondes von K 20.000'—, der dem Vereinsvermögen entnommen werden und für den Bau eines jüd. Armenhauses in R. Verwendung finden sollte. In der Folge wurde dieser Beschluß widerrufen, aber vor einigen Jahre wieder aufs neue gefaßt. Somit ist das nächste und wichtigste Vereinsziel die Errichtung des geplanten Altersheimes. Ehrenmitglied der Ch. K. war Emanuel Deutsch und gegenwärtig ist es Otto E p s t e i n. Die erste Chewra Seude soll Anfang der 70er Jahre, wohl in bescheidenem Ausmaße, veranstaltet worden sein. Dieses traditionelle Brudiermahl wurde zum zweitenmal ein gutes Halbjahrhundert später abge- halten. Anläßlich ihres 60 jährigen Bestandes veranstaltete nämlioh die Chewra gemeinsam mit dem Israelitischen Frauenverein, der auch sein 60 jähriges Jubiläum- feierte, nachträglich eine Feier. Dieses Jubiläumsfest fand am 29. und am 30. Mai 1926 statt. Samstag abends fand ein Festgottesdienst mit Predigt, Sonntag Vormittags Friedhofsbesuch mit Gedenkrede und abends Festsitzung mit dem Vortrag des Rabbiners über die Geschichte der Reichenberger Chewra und anschließend daran eine Chewra-Seude statt, an der im großen Saale des Volksgartens 300 Damen und Herren und zahlreiche Ehrengäste aus den Nachbar-gemeihden teilnahmen. Gleich der Chewra bei den Männern, widmet sich auch der Israel. Frauenverein seit jeher satzungsgemäß beim Dahinscheiden von Frauen pietätsvoll der Ausübung der rituellen Vorschriften. Der „Israel. Frauenverein" hatte aber nicht nur stets hingebungsvoll diese ihre Bestimmung erfüllt, sondern darüber hinaus auch Werke der Mildtätigkeit ausgeübt, Unterstützungen gewährt und ihre Fürsorge namentlich auch auf die Ausstattung armer Bräute ausgedehnt. Außerdem- hat sie für die Synagoge öfters herrliche Para* mente gespendet. Die erste Vorsteherin war Rosa Freyberg. Ihr folgten die Frauen Ida Freyberg, Babette Hlawatsch, Berla P.olaczek, Emilie Langstein, Sophie Winterberg, die nach ihrem Abgange zur Ehrenvorsteherin ernannt wurde, und Frau Ida Fleischer. Gegenwärtig ist Frau Eugenie Hofraann Vorsteherin. Ehrenmitglied ist Frau Adelheid Kraus. Dem Kultus dienen zwei Vereinigungen: Der „Tempelchorverein" und der Verein „Achdus Jisroel". Der Chor, dessen Aufgabe die Pflege der liturgischen Gesänge ist, hat sich beim Bau des Tempels neu gebildet und zählte damals unter dem ersten Obmann Dr. Wilhelm Hersch, 45 Mitglieder. Jahrzehnte hindurch haben Gemeindeangehörige, Damen und Herren freiwillig, selbstlos und eifrig die wöchentlichen Proben besucht. An der Spitze des Tempelchors standen Emil Deutsch, Dr. Wilh. Schnürmacher, und nach-her Josef Fleischer. Die Neuorganisierung des Chors beschäftigte wiederholt die Gemeindeverwaltung. Hauptsächlich auf Betreiben von Karl W i 11 n e r hat sich der Tempelchor im J. 1901 als selbständiger Verein mit behördlich bestätigten Statuten konstituiert. Der erste Obmann war Karl W i 11 n e r. Ihm folgte Ernst Soyka. Etwa ein Vierteljahrhundert stand Dr. Alfr. Soudek an der Spitze des Vereins. Ehrenmitglied war Sigmund Meiler. Als Chorleiter fungierte Jahrzehntelang Julius Fischer, der wegen seiner Verdienste zum Ehrenchormeister ernannt wurde.' Nach mehrjähriger Unterbrechung, während welcher Zeit Richard Fuchs, Ed. Proksch, Hugo Wagner und Otto Feix den Chor leiteten, übernahm er wieder die Stelle des Dirigenten. In der Organisation „Achdus Jisroel" sind die streng konservativen Mitglieder der Gemeinde, fast ausnahmslos die aus dem Osten stammenden orthodoxen Glaubensgenossen vereinigt. Ihren Grundstock bilden jene Kriegsflüchtlinge, die beim Friedensschluß hier geblieben sind. Rabbinat und Verwaltung ließen den Mitgliedern der Vereinigung, an deren Spitze seit ihrer Gründung Abraham Ehrlich steht, in der Ausübung des religiösen Kultus stets freie Hand und zeigten für ihre Bestrebungen verständnisvolles Entgegenkommen. Hiedurch wurde das köstliche Kleinod, die Einheit der Gemeinde, zumindest nach außenhin, gewahrt. In anerkennenswerter Weise ist aber auch diese Vereinigung, die wohl mit Vorbedacht sich den Namen: „Einheit Israels" beigelegt, bestrebt, von separatistischen Gelüsten frei zu bleiben. Diese Orga- 36* 563