Leopold Fleischer, K. R. Sigmund Singer Mathilde Singer Hermine Herrmann Marie Fand rend das Amt eines Rb. unbesetzt blieb. Die Schülerzahl bewegte sich zwischen 35—50. Am 3. Dezember 1893 wurde Horner zum Rb. ernannt. Am 1. Jänner 1895 wurde dem neuen Rb. der Jahresgehalt auf 100 fl. und am 1. Jänner 1896 auf 200 fl. erhöht. Im J. 1905 erkrankte Rb. Horner schwer, wozu nicht wenig seine aufreibende. Tätigkeit als alleiniger Schullehrer, Rb., Prediger und Rgl. an den Volksund Bürgerschulen und am Staatsgymnasium beitrug. Da sich sein Zustand nicht besserte, mußte er seine Tätigkeit als Lehrer an der jüd. Volksschule aufgeben und sich als Rb. mit einem Gehalte von K 100 monatlich begnügen. Schließlich wurde am 7. Feber 1907 der Entschluß gefaßt, dem schwerkranken Rb. die Dienstwohnung für Ende Juni zu kündigen und ihn vom 1. Juli an mit einer Pension von K 800 jährlich in den Ruhestand zu versetzen. Mit dieser kargen Pension mußte der schwer kranke Rb. Frau und Kind ernähren und die Kosten für den Arzt und die Medikamente bestreiten. Er verschied am 28. September 1909 im 63. Lebensjahre, Frau und Kind mittellos zurücklassend, welchen die K. G. von Jahr zu Jahr eine Pension von K 400.— bewilligte. Das ist die Leidensgeschichte eines Kultusbeamten, wie sie damals für die meisten Beamten der K. G. auf dem Lande in Böhmen typisch war, eines Mannes, der ein besseres Los verdient hätte, da er nicht nur ein vorzüglicher Mensch war, den seine Schüler wie einen Vater liebten, sondern auch ein braver ausgezeichneter Mensch, der wegen seiner Herzensgüte von Juden und Christen geehrt und geschätzt wurde. Am 1. August 1907 trat Dr. Heinrich Schwen- g e r (s. Gesch. d. Juden in Saaz, a. a. O.) das Amt eines Rb. und leitenden Lehrers an der jüd. priv. Volksschule in N. an. Doch das Stündlein dieser Schule hatte bereits geschlagen. Schon seit Jahren agitierten cechisch-jüdische Mitglieder der Neuhauser jüdischen Gemeinde gegen den Bestand der deutschen Schule in der čechischen Stadt. Dazu kam, daß die Zahl der Schüler von Jahr zu Jahr sich verminderte, so daß sie in den Schuljahren 1907/08 und 1908/09 nur noch 20 betrug, wovon bloß 10 jüdische Kinder waren, während 29 jüdische Kinder die čechische Volks- und Bürgerschule besuchten. Die jüdische Privätschule wurde daher mit Ende des Schuljahres 1 In i in 11 1908/09 aufgelassen. Nach Abgang Dr. Schwengers (1911) wurde Jakob U t i t z, bis dahin Rb. in Brandeis a./E., zum Rb. in N. gewählt. Dieser starb am 14. Juni 1915 und als dessen Nachfolger wirkt in N. seit Ende 1915 als Prediger Rb. und Religionslehrer Dr. Michael Rachmut h. Er wirkte vorher als Rb., Pred. und Religionslehrer in den K. G. in Waidhof en a, T. 1899—1902, Sehüttenhofen 1902—1915 und seiť 1915 in N. und in Teltsch (Mähren). Er schrieb: „Die Juden in Nordafrika von den ältesten Zeiten bis zur Invasion der Araber." (644 der gew. Zeitrechnung) Breslau 1906. Abdruck aus Fránkel. Grätz-schen Monatsschrift f. Gesch. n. Wiss. d. Judent., 50. Jhg., 1906, Heft 1/2. Ferner schrieb er in deutscher Sprache das im Staatsverlag in Prag in Čech. Übersetzung von Prof. Dr. G. Weiner und Prof. Dr. O. Kraus erschienene ' Lehrbuch "für die höheren Klassen der Mittelschulen: Rachmuth-Weinet; Učebnice židovských dějin a literatury .pro vyšší tfídy středních škol. Díl 1. Ve státním kniho skladě v Praze 1919 und: Rachmuth-Weiner-Kraus: Učebnice židovských dějin a literatury pro vyšší třídy středních škol. Díl II. Státní nakladatelství v Praze 1922. Der I. Teil dieses Lehrbuches erschien 1927 in slowakischer Sprache übersetzt von Eugen Rosenak im Verlage S. Machold in Báňská Bystrica. Als K. V. wirkten seit 1848 in N.: Ignatz B o b e 1 e ca. 1846—1869, Gustav B o b e 1 e 1869—1873, Samuel Kaufried 1873—?, S. Dubsky bis 1885, Leopold Fleischer 1885—1905, Sigmund Singer 1905—1908, Salomon Kohn 1908—1911. Seit 1911 wirkt bis zum heutigen Tage als K. V. segensreich Kommerzialrat Sigmund Singe r. Geboren am 21. November 1858 in Piesling in Mähren, gründete er im J. 1888 in N. eine Strumpf-warenfabrik, die heute unter der Firma ^Böhmisch-Mährische. Strumpf Warenfabrik" in N. und Doubrová 680 Arbeiter beschäftigt. Kommerzialrat Singer ist Mitglieöl der Repräsentanz der Landesj.üdenschaft in Böhmen, des Obersten Rates der jüd. Kultusgemeindeverbände in Böhmen, Mähren und Schlesien, des Vorstandes des Čech.-jüdischen Kultusgemeiüdeverbandies und anderer humanitärer und kultureller Vereine und Korporationen. Als dessen Stellvertreter ini Vorstande der Neuhauser jüd. Kultusgemeinde wirkt R a t Eduard Herrmann. Auf ein halbes Jht. blickt bereits die Neuhauser „Ch. K." zurück, deren konstituierende Generalversammlung am 17. April 1881 stattfand. Als dessen Vorstand wurden gewählt: Rb. Leopold .T h o r s c h, M. Lieblich, Emanuel B r a b e t z und Samuel Kohn. Gegenwärtig wirkt als Obmann Leopold F 1 e i s c h n e r. Älter als die Ch. K. ist der Neuhauser jüd. Frauenverein, welchem in den letzten Jahren als Präsidentinnen vorstanden: Frau Mathilde Singer 1898 bis 1918, Frau Marie Fantl 1919—1926, Frau Hermine Herrmann seit 1926. In welchem Ausmaße die; Neuhauser Juden in der Gegenwart zur Entwicklung der Industrie in der industriearmen Stadt beitragen, zeigt folgendes Verzeichnis deir im J. 1930 In . N. bestehenden jüd. industriellen Unternehmungen.. ... " .•'•,■- 1. Böhmisch-Mährische Strickwarenfabrik in N. und Doubrava. Inhaber Komm. Rat Sigmund Singer, Gegr. 1888, beschäftigt 680 Arbeiter und Beamte. 2. Eduard Herrmann, Kartoffelstärke- und Syrup-fabrik, verarbeitet jährlich im Durchschnitt 400 Waggon Kartoffel. 3. Brill & Schwarz, Seidenwarenfabrik, gegründet 1894, beschäftigt 250 Arbeiter. 4. M. Stein, Dampfsäge, gegründet 1865. 5. M. Schulz, Likörfabrüt, Weinhandel und Fruchtpres,serei. Gegründet 1898, beschäftigt 30 Arbeiter. 6.' Julius Zimmer, Wäsche- und Schürzeufabrik. Gegr. 1897, beschäftigt 100 Arbeiter. ■ 7. Gebrüder Freund, Wäsche-, Schürzen- und Blusenfabrik. Gegr. 1890, beschäftigt 80 Arbeiter. 8. „Trio", Textil und Konfektion, G. ml b. H. Gegr. 1819. Inhaber Rudolf Reich, Arnold Fieischner und Pauline Flaschner. 9. Lederer & Beneš, Erzeugung von Damenwäsche und Brautausstattung. Gegr. 1893. 10. „Siko", Metallwarenfabrik und Gießerei, G. m. b. H. Gegr. 1924, Inhaber Ernst Singer und Ing. Viktor Kohner. 11. „Lunetta", Metallwarenfabrik, Inhaber Ing. Wa'lter Kohner. 12. P. Stampf, Maschinenziegelei mit Dampfbetrieb, beschäftigt 40 Aijbeiter. ist