angestellte und am Ende des 19. Jhts1. verstorbene Dr. Samuel Back. Dann hatte L. eine Zeit lang keine akademisch und seminaristisch gebildete Rb. sondern lediglich einen sogenannten Religionsweiser, der Kt. und Rgl. war und die Befugnis zu rabbinisehen Funktionen hatte. Am Gymnasium unterrichtete 1853 bis 1874 der KRb. Albert K o h n aus Raudnitz, der seit 1868 auch an der Realschule Unterricht erteilte. Judengasse Im J. 1878 finden wir als Rgl. Joachim ¥ i 11 e n -b e r g, zugleich als Kt. und Matrikenführer. Derselbe wirkte in verdienstvoller Weise bis 1899, wo er am 11. Mai nach langem, schweren Leiden, 60 Jahre alt, verschied. Nach dessen Tode und während seiner langen Erkrankung erteilte eine Zeit lang Dr. R e a c h aus Raudnitz Religionsunterricht. Seit 1899 sind die Ämter geteilt; als Rb. wurde Dr. Max Schornstein und als Kt. Harry E r z b e r g angestellt. Ersterer erteilte zugleich den Religionsunterricht an den Mittelschulen, letzterer an den Volks- und Bürgerschulen. Dr. Max Schornstein trat zu Neujahr 1906 das Amt eines dänischen Landesrabbiners in Kopenhagen an und verließ L. Er hatte großes Wissen in seinen Fächern und war mit hoher Begeisterung für seinen Ruf erfüllt. Er verstand es besonders den Unterricht in der Religion zu heben und fruchtbringend zu gestalten. Er war ein vorzüglicher Kanzelredner und beliebt. Nach dem Kriege zog sich Dr. Schornstein von seinem Amte zurück und lebt nunmehr in Dresden. Auf Dr. Schornstein folgte Dr. Ph. Absolon M o r-genstern als Rb. und Religionsprofessor; er wirkt seitdem ununterbrochen in L. (Vgl. JJGM,, S. 258.) Die Kantonstelle versieht heute noch Harry Erz-b e r g. An Vereinen besteht seit mehr als 50 Jahren der Israelit. Wohltätigkeitsverein Ch. K. Im J. 1883 wurde ein Israelit. Frauenwohltätigkeitsverein gegründet. In neuester Zeit bildete sich auch ein Tempelbauverein und ein zionistischer Verein. . ■■. Die israelit. K. G. (Vorsteher JUDr. Emil Margulies) umfaßt den Gerichtsbezirk L., weiter die, Ortschaften Mastirschowitz, Schwarschenitz und Webrutz vom Wagstädtler Gerichtsbezirke. J) Im Jahre 1228 wird bereits ein Jude erwähnt, der in der Nähe von L. seßhaft gewesen. 2) Unterm 5. Mai 1411 findet sich dasselbe im Dresdner Staatsarchiv (Orig. Nr. 5549) als „platea Judeorum" bezeichnet. In der genannten Urkunde bezeugen Richter und Schoppen zu L., daß der Schuster Peter von Sandau, Bürger zu L., dem Böttcher Conrad Grüner, ebenfalls Bürger daselbst, sein in der Judengasse in „platea Judeorum" gelegenes, durch gewisse Vorkommnisse zerstörtes und gesperrtes Haus zu erbitten, zu erblichen Besitz aufgelassen habe. Auffallend ist es, daß der Schreiber mit einer gewissen Verlegenheit über die Ursachen der Zerstörung und Sperrung des zerstörten Hauses hinweggeht, bzw. sich mit der absichtlich dunklen Redensart „certis junetionalibus" darüber hinweghilft. Wenn man die eine Grundbedeutung von „funetio" als Untergang oder Tod heranzieht und sich erinnert, daß Ostern 1389 zu Prag eine blutige Judenverfolgung stattfand, so liegt dier Vermutung nahe, daß jene Bewegung ihre Wellen vielleicht bis Leitmeritz geschlagen habe und dort an Stelle der ehemaligen Juden eingesessene Handwerker die Grundstücke der Vertriebenen in der Judengasse übernahmen. 3) So am 5. Mai 1415, wo Mores von Pnetluk und Mikasek von Pnetluk hekennen, daß sie Habart von Wchynitz, Heinrich von Chodzow und Habart von Solan gebeten haben, für sie bei dem Juden Schmol aus L. für 15 Schock Groschen Bürgschaft zu gewähren. (Arch. Česk. I, 401.) 4) Bondy-Dworsky, Nr. 412. °) Bondy-Dworsky. Nr. 445. e) Bondy-Dworsky, Nr. 447. 7) Leitmeritzer Stadtarchiv, Nr. 43 (Nr. 31 des Verzeichnisses von 1877). 8) Leitmeritzer Stadtarchiv, Nr. 32. ") Lippert: Geschichte von Leitmeritz, Seite 292. 10) Statthaltereiarchiv Prag. Bondy-Dworsky, Nr. 505. 11) • Boudy-Dworsky, Nr. 555. ") Statthalteřeiarchiv, Cop. 64, Fol. 57. 15) Lib. conc. städt. Archiv, Leitmeritz. ia) Böhm. Statthaltereiarchiv, Nr. 38, Fol. 79. ls) Leitmeritzer Stadtarchiv, Nr. 114. 16) Bondy-Dwvorsky, Nr. 826. 1?) Ratsakte 1603,,Nr. 7. " 1B) Leitmeritzer Stadtarchiv, Publ. 1624, Nr. 9 19) Stadtarchiv, Publ. 1635, Nr. 64. 20) Wohl das Gasthaus „zur Schwane'4. 21) Stadtarchiv, Publ. 1625, Nr. 26. 22) Publ.- 1682, Nr. 8, Leitm. Stadtarchiv. 23) Publ. 1687, Nr. 30, Leitm. Stadtarchiv. J4) Konsistorialarchiv, Leitmeritz, Emanata 8. 25) In der Gemeindesitzung vom 20. Mai 1768 referierte diesbezüglich der Bürgermeister, daß am 18. Mai der Libocho-»vitzer Schutzjude Joachim Löwy Heller im Bürgermeisteramte vorgesprochen und angezeigt habe, daß in L. eine Tabakhaupt-niederlage errichtet werde, um das Tabakgefälle emporzu-bringen und daß ihm dasselbe übertragen wurde. Er bittet deshalb, ihm und seinem jüdischen Personal den Aufenthalt' in der Stadt zu gestatten. Der Magistrat beschloß darauf (nach Dechant Strahls Memorabilienbuch) mit Rücksicht auf das allerhöchste Privilegium die Juden nicht einzulassen. Es wären andere Trafikanten in der Stadt, die auch die erforderliche Kaution erlegen würden. Einige Tage darauf, es war'.am 27. Mai 1768, wurde in der Gemeindesitzung ein kreisamtliches Missiv verlesen, daß dem jüdischen Tabakhauptverleger wegen seines Unterkommens keine Schwierigkeiten bereitet \wei{je.n Bollen. Dies umsomehr, weil dieser den Tabak auf die Gasse hinaus durch einen Christen verkaufen lassen wolle, während er selbst rückwärts wohnen wollte. Auch wäre das betreffende Haus nicht am Ringplatze gelegen. Auf dieses hin wurde i>$r schlössen, daß dem Hauptverleger Heller das Unterkomme» während seiner Pachtzeit gestattet werden solle. Es solle jedoch darauf Bedacht genommen werden, daß der Verschleiß des Tabaks nicht am Ringe erfolge. Auch sollten die Moda]iř täten festgesetzt werden, wie er sich zu verhalten hätte. In Jer Sitzung vom 17. Mai 1768 berichtete der Bürgermeister,