Erhaltung dieser selbst anzusehen ist: fasste der dcr-malige amtirende Vorstand als er vor einer geraumen Reihe von Jahren zur Vertretung der Gemeinde berufen wurde, sogleich nach seinem Amtstritte, es als seine Aufgabe die alte Synagoge über deren Alter uns aber jede urkundliche Belehrung abgeht, die von un-sern Vorfahren seinerzeit wohl nach gutem Muster mit merklichem Aufwände und in rühmlich anzuerkennender Weisze erbaut wurde, aber von dem Zahne der Zeit bereits hart mitgenommen wie eine Ruine aus der alten Zeit in die neue trauernd hinüberblickte und auch für die Bevölkerung seitdem bedeutend erstarkte Gemeinde bei weitem nicht mehr ausreichte, niederreissen und an ihrer statt einen entsprechenden Neubau, einen seiner hohen heiligen Bestimmung würdigen Tempel erstehen zu lassen, ein Haus in welchem der waltende Geist unserer Zeit sich bekunden, dass Gott dem es geweiht zur Ehre gereichen und von dem Streben der Gemeinde, ihrer Pflicht gegen sich selbst und der Anforderung der Zeit gerecht zu werden, zeugen soltte. Der Vorstand hat wohl die Schwierigkeiten nicht unterschätzt, die bei Schaffung eines solchen Werkes sich entgegenstellen dürften, die Hindernisse nicht unerwogen gelassen, die hemmend auf das Gelingen einwirken könnten und war der Opfer wohl bewusst die die Durchführung desselben von allen Seiten erheischen wird; er glaubte aber, dass es ihm — in diesem Vorhaben durch Entgegenkommende Sympatien, mindestens eines grossen Theiles der Gemeindeglieder kräftig unterstützt nachdem ferner ein massiger Fond vorhanden war, welcher durch ein jahrelanges kluges Sparen-erzielt wurde und bei der Bereitwilligkeit die man zu erwarten berechtigt ist, wenn es sich um eine die ganze Gemeinde so nahe angehende heilige Sache handelt — denn doch gelingen werde — wenn auch nur bei- ausserordentlicher Anstrengung und voller Hingebung, das edle Ziel, das er sich gesetzt, zu erreichen und trotz der Hindernisse aller Art zu reüssieren. — Allein diese vorgefasste Meinung erschien bald nach jeder Richtung als eine wenig zutreffende. Die thatsächlichen Verhältnisse zeigten sich bald ganz anders, als der Träger der "Idee in seiner Liebe zur guten Sache, sie doch zu rosig ansah;- die edle Bereitwilligkeit war nicht in dem Masse anzutreffen, wie erwartet wurde, die entgegenkommenden Sympatien waren geringer als vermuthet, die Hindernisse wuchsen in nie geahnter Weise — und so mußte die Frage des Tempelbaues — wie absolut dringend sie auch der Vorstand anerkannte und mit welcher Hingebung er auch für sie eintrat — von Jahr zu -Jahr verschoben und trotz des Ernstes und der Unverdrossenheit bei all den Täuschungen so oft man sich dem Ziele näher wähnte und trotz allen Muthes und aller Beharrlichkeit nach vergeblichen Ringen -mit der sie immer wieder aufgegriffen und erfasst wurde — doch immer wieder vertagt werden, bis sie aus Anlass eines traurigen elementaren Ereignisses ihre endliche Erledigung gefunden. — Am 21. Mai 1870 brach in frühester Morgenstunde in einer der Synagoge nahe gelegenen Gasse Feuer aus, das mit ungemeiner Schnelligkeit und Heftigkeit um sich griff und trotz aller angewandten' vorhandenen Mittel immer weitere Gränzen zog, bis auch der heilige Herd, dem dieses Schicksal - zu ersparen man von allen Seiten weder Mühe noch Anstrengung scheute ein Raub der Flammen wurde. Das ohnehin morsche Gebäude, das durch die Flammenglut, die es stundenlang umgab und die versuchten energischen Rettungsmittel nicht" unbedeutende Erschütterungen erlitt und nach der Prüfung und dem Urtheile einer eigens berufenen Fachcomission eine Neubedachung zu tragen und einer . Renovirung überhaupt für nicht mehr fähig erklärt wurde, muss-te bis auf Grund niedergerissen - werden ■-— und so war die jahrelang in der Schwebe .gebliebene Frage durch göttliche Fügung durch das Eingreifen des Fingers Gottes endgiltig entschieden worden. Nun aber, als mit dem Werke -bereits begonnen war, zeigten sich die Kräfte unserer Gemeinde erst viel zu ungenügend. Die Forderungen auf der einen Seite, die sich immer steigerten, die Mittel auf der anderen Seite, die immer unzureichender sich erwiesen und die Nothwendigkeit, beide in Harmonie zu bringen, sowie der.Umstand, dass trotz der eingetretenen zwingenden Verhältnisse noch immer Gegner der heiligen Sache niederzukämpfen waren, die mit allen Mitteln und Mittelchen ihr hinderlich zu sein sich angelegentlichst bemühten machten die Lösung der Aufgabe nun erst zu einer der schwierigsten Art, Allein der starke Wille, der auch das Schwerste vollbringen hilft, die rechtzeitige Ergreifung mancher, wenn auch einschneidender Mittel, die lebhafte Theilnahme mit der Sr Ehrwürden Herr Rabbiner Zacharias Spitz in hered-ter ergreifenden Weise für den heiligen Zweck das Wort ergriff, hilfreiche und liebethätige Unterstützung von Seite der Wohlwollenden, die leider-nur zu wenige Nacheiferer fanden, Unermüdlichkeit und treue Hingebung Aller, die ihr Amt dazu berief, insonders auch des Bau- u, Überwachungs-comitees und vor allem der Beistand Gottes machten das bedeutungsvolle fromme Werk,' dessen späte Enkel noch sich rührend erfreuen werden, denn doch .gelingen und das heilige Haus erstanden in der Amtsperiode, als~ Herr Stadtrath Jonas Milrath als Präses der Gemeinde Repräsentanz, die Herren Hermann Österreicher und Josef Bondy als Tempelvorsteher und die-Herren Samuel Bondy, Salamon A. Kornfeld, Ignatz Schulhof und Samuel Kohn als Vorstandsmitglieder, fungierten — und das nach einem Plane des Architekten Herrn Josef Spudil emeritir-ten Realschuldirectors in Caslau von Baumeister Herrn Franz Skřivanek aus Caslau erbaut wurde, konnte nach kaum.zwei Jahren seinem Zwecke übergeben und am ersten Neujahrsabende des Jahres 5632 nach biblischen Zeitrechnung (16. September 1871) durch den ersten feierlichen Gottesdienst seiner heiligen Bestimmung geweiht werden. — Dies die kurze Geschichte-des Tempels, die als Errinerungsblatt und Einleitung in die Genesis dieses Buches dem nachkommenden Geschlechte nicht nur willkommen,'sondern auch in gewissem Sinne von einigem Nutzen sein dürfte. — Und nun das Nöthig^ ste über die Entstehung und Bedeutung dieses Buches selbst. ■■.....,. Der Gebrauch von mit fortlaufenden Nummern bezeichneten "Sitzen in'dien Synagogen, die als ein unbewegliches \Eigenthum galten und als solches- frei-vérerblich und vejkäuf lieh waren stand seit undenklichen Zeiten in äen jüdischen Gemeiden in Übung. Die Nothwendigkeit dieses Gebrauches mag wohl auch aus dem Grunde erwachsen sein, um Streitigkeiten über deren Rangunterschied zu vermeiden und die Ruhe und Andacht während des Gottesdienstes zu ermöglichen; gěwiss aber auch vornähmlich aus dem Grunde, um der Verwaltung des Gotteshauses, das von keiner Seite subventionirt, seine Existenz aus sich heraussuchen müsste, eine Einnahmsquelle zur Bestreitung der nöthigen Erhaltungskosten zu sichern. — • ' - ....... "- Zur Evidenzhaltung dieser Sitze und ihrer jeweiligen Eigenthümer wurden früher von der Gemeinde, spater von den P a -trimonal Gerichten eigene Grundbücher geführt. So wurde auch das von der hiesigen Gemeinde im Jahre 1807 aufgelegte Synagogen-Grundbuch, später von der Patrimonialgerichtsbarkeit als Schutzobrigkeit im Goltsch-Jenikau übernommen, als Grundlage für das neu zu verlegende behördliche Synagogengrundbuch, in welchem die inzwischen stattgehabten Besitzveränderungen und Belastungen grundbuchmässig eingetragen worden. Mit dem Aufhören der Patrimonialgerichtsbarkeit im Jahre 1850 wurden die Realgrundbücher und mit ihnen auch das Grundbuch über die Synagogensitze an die k. k. Gerichtsbehörden, das hiesige an die in H a b e r n übertragen und das Letztere daselbst in einem Ergänzungsbande Nro 2 bis auf die neueste Zeit fortgeführt. — Nachdem jedoch mit Verordnung des hohen Landesgerichtes dto Prag 17. November 1873 Z: 36940 auf Grundlage hohen Justizministerialerlasse vom 14. November 1873 Z. 14036 das Recht einen bestimmten Platz in einer Synagoge einzunehmen aufgehört hat, den Gegenstand eines Grundbuches zu bilden und die vorhandenen diesbezüglichen Grundbücher abzuschlies-sen und keinerlei Eintragungen darin mehr vorzunehmen sind; wurde zu der im Interesse der Gemeinde wie der Besitzer von Besitzen für alle Zeit so nöthigen Evidlenzhaltung, und entsprechend dem in diesem Ministerialerlasse ausgesprochenen Grundsatze, dass die Privatrechte bezüglich der in diesen Büchern erhaltenen Eintragungen unberührt bleiben sollen — dieses neue Buch au f g e 1 e g t das bei der Gemeinde in sicherer Verwahrung zu bleiben habe, von derselben streng und gewissenhaft geführt werden soll, und in welchem alle in dem Tempel mit fortlaufenden Nummern bezeichneten Sitze der Männer- wie der Frauenabtheilung, und ihre jeweiligen Besitzer genau zu verzeichnen sind. ,■■.■■ Das war wieder aber für den Vorstand keine geringe Aufgabe, denn 1 tens war es, um Streitigkeiten und Missheiligkeiten zu vermeiden nöthig, die möglichste Rücksicht darauf zu nehmen, dass den Besitzern von Betstühlen in der alten Synagoge ihr Recht mit thunlichster Beobachtung des innegehabten vorbestandenen Ranges gewahrt bleibe daher ihnen oder ihren Nachfolgern jene neue Plätze anzuweisen und zu verbü-chern waren, welche der frühern Reihenfolge entsprechen. 2tens waren in Laufe der Jahre viele grundbücherli-che Übertragungen verabsäumt worden, in Folge dessen viele faktische Besitzer, die, sei es durch Erbsitzung oder Kauf in den Besitz derselben gelangt sind, ohne jedwede Besitzurkunde u. nicht im Stande waren rechtsgiltig ihr Eigenthumsrecht zu erweisen, was erst in umständlicher Zeit und Mühe erfordernder Weise zu erhärten war. — Und diese Schwierigkeiten wurden dadurch noch vermehrt, dasä die Situation u. Reihenfolge der Besitze im neuen Tempel von der in der alten Synagoge ganz verschieden, eine vollkommen zutreffende Gleichschätzung derselben kaum zulies-sen und dass schon in Folge der zugenommenen Population u. des weit grösseren Raumes des neuen Tempels, die Sitze um ein Merkliches vermehrt werden mussten. — Aber auch diese nicht geringen Schwierigkeiten zu besiegen ist dem redlichen und unablässigen Mühen des Vorstandes gelungen; von dem Gefühle der Recht- lichkeit und Billigkeit geleitet,- war es ihm beschieden, den einzelnen Besitzern, wie der Gemeinde als Inhaberin einer beträchtlichen Anzahl von Sitzen vollkommen gerecht zuwerden. Die hieraus erzielten Vereinbarungen und Resultate in den folgenden Blättern dieses Buches ersichtlich gemacht. Mit Genugthuung blickt der Vorstand auf die gewonnenen Erfolge, wünscht und hofft ein fernes Gedeihen des so schwer errungenen Werkes und mit ihm ein erfreuliches Aufblühen u. Erstarken der Gemeinde und es wird darin den süssesten .Lohn für seine Bemühung finden. Následují: I. Männer-Abtheilung (Folio 1 bis 172). Männersitze von Nro 173 neu bis Nro 216 neu. II. Frauen-Abtheilung (Folio 173 bis 350). III. Männer-Abtheilung (Sitze Nro 173 bis 216). Ze života rodiny Korufeldovy. Über die Niederlassung der Familie Kornfeld in G. J. sind keine authentischen Nachrichten vorhanden, sowie auch verläßliche Daten über die erste jüdische Siedlung hier fehlen. Alle Dokumente, die darüber hätten Aufschluß geben können, sind bei einem Brande, der i. J. 1865 im damaligen Judenviertel wütete und zahlreiche Wohngebäude einäscherte, vernichtet worden. Wir können :Uns daher nur auf Überlieferungen berufen, die von damaligen Zeitgenossen stammen und in der Nachkommenschaft der Familie von Geschlecht zu Geschlecht weiter erzählt werden. Leider reichen diese Berichte nicht weiter zurück, als in die Mitte des XVIII. Jhts. In der zweiten Hälfte des XVIII. Jhts. waren hier die beiden Brüder Rabbi (M o d c h e) Michael Bär und Rabbi Salme Kornfeld, die wegen ihrer bedeutenden jüdischen Gelehrsamkeit, die sie nicht hinderte, eine für die damalige Zeit bemerkenswerte großzügige geschäftliche Tätigkeit zu entfalten, großes Ansehen unter der Judenschaft auch außerhalb Böhmens genossen, der Vorbeginn des später einsetzenden humanistischen Zeitalters, hatte damals schon ungemein befruchtend auf die geistige Regsamkeit der Juden in Böhmen gewirkt und der Einfluß Moses Mendelssohns und der Geist Lessings haben unverkennbare Spuren im Geistesleben der damaligen Judenschaft zurückgelassen. Der Wissensdrang der Juden in Böhmen um diese Zeit war trotz der Bedrückungen, denen sie ausgesetzt waren, ungemein groß und so finden wir damals unter allen Berufszweigen Männer, die in ihren freien Stunden ernsthafte gründliche wissenschaftliche Studien betrieben. Rabbi (Modche) Michael Bär war Begründer des „Branntiveinhauses'' und der damals damit verbunden gewesenen Spiritusbrennerei. In der jüdischen Gelehrtenwelt genoß er den Ruf eines gründlichen Kenners des jüdischen Schrifttums. Sein Sohn ist der bekannte Bibelforscher und Talmudist Rb. Aaron Kornfeld; ein zweiter Sohn, der der breiteren jüdischen Öffentlichkeit weniger bekannt ist, es aber verdient,- wegen seiner . gründlichen jüdischen Forschungsarbeit erwähnt zu werden, ist Rb. -Michael Kornfeld. Der dritte Sohn war der hochbegabte humanistisch gebildete Moritz Kornfeld, von dem auch die bemerkenswerte Grabschrift auf dem Grabe Rabbi Aaron Kornfelds stammt, der Vater des bekannten Finanzmannes, des späteren Präsidenten der Ung. Allg. Creditbank, Sigmund Kornfeld in Budapest. Nach dem Tode Rb. Modche Bars teilten sich in die Führung des Geschäftes dessen Frau Theresia Kornfeld und deren Sohn Moritz.; 165 Goltsch-Jenlkau