1848 kommt der Jude B. Spitzer aus Navzil nach. G., kauft hier 2 Häuser und betreibt eine Branntweinbrennerei. 1852. In diesem J. ereignete sich zum ersten Male ein Trauerfall in G. Es verstirbt hier der k. k. Militärarzt Heinrich Schulhof, der hier nur vorübergehend geweilt haben soll. 1856 läßt sich Daniel Mendel aus Jungbunzlau nieder und eröffnet ein Spezereigeschäft. 1859 kommt S. S. Neumann aus Grünwald nach G. 1864 hegründet Josef Pam aus Abtsdorf eine Gemisch twarenhandlnug. Er ist der erste Jude, der in G. getraut wurde, und zwar im gleichen Jahre im alten Schießhause. Die Braut war Theresia Lustig. 1866 begründet J. H. Jeiteles die noch heute weit bekannte Firma. Ebenso eröffnet S. M. Hock aus Prag ein Glasgeschäft. . .- Der erste Gottesdienst in G. wurde in der Wohnung des Spitzer, Hauptstr. 10, abgehalten, dann 5 Jahre lang in der Wohnung des S. Lustig. Dabei fungierte Moses Poííak aus Tannwald als Vorbeter. S. Lustig war Leiter, 2. Vorbeter und Schochet. 1870. Das Jahr 1870 hat besondere Wichtigkeit. Am 16. Juni bildet sich ein Komitee zur Gründung eines Kultusvereines unter der Leitung von Dr. Hermann Adler. 1872. Am 1. September 1872 wurde der isr. Kultus-verein behördlich genehmigt. Obmann desselben wurde JUDr. Hermann Adler. Zum Vorbeter wurden C. Lederer und S. Lustig gewählt. Zu den hohen Feiertagen dieses Jahres wurde ein Prediger aus Breslau nach G. berufen. 1872 bis 1874. In diesen Jahren wurde der Gottesdienst im alten Schießhause abgehalten. 1874. Außer den obgenannten Vorbetern fungiert auch Wallerstein als Vorbeter. 1875 wurde zur Abhaltung des Gottesdienst ein Lokal im Gasthaus zum silbernen Mond, gemietet. In dieses Jahr fällt auch zum ersten Mal die Aufnahme eines Kantors. 1876 bis 1892. In diesen Jahren wurde der Gottesdienst im Saale des Fleischers Bergmann, Josefstraße, abgehalten, manchmal im Saale des Gasthofs Geling. 1877. In diesem Jahre zählte die Judenschaft von G. bereits 50 Familien. In diesem Jahre wurde Herrn Daniel Méndel die Vorsteherschaft übertragen, die er bis zu seinem, am 26. April 1911 erfolgten Tode ausübte. Dem Vorstand der Gemeinde gehörten an J. Pam und S. S. Neumann. Statt des letzteren fungierte später Emanuel Lederer, und zwar seit 1878, wo er das Amt eines Matrikenfiihrers übernahm. 1878. Am 20. September tritt als erster Rb. Phillip Lederer aus Marienbad sein Amt an, in dem er bis zum 1. Mai 1882 verbleibt. . 1882. Bis dahin war Reichenberg Begräbnisort für die Gablonzer Juden. Nun wurde von Notar Narowetz ein Grundstück in der Hochstraße gekauft und daselbst der israel. Friedhof angelegt, und alsbald am 17. November die Witwe Elisabeth Weiseies aus Prag beerdigt. Am 1. September des gleichen Jahres übernimmt Rb. J. H. Schwarz sein Amt, das er bis Feber 1890 ausübt. 1883. In diesem Jahre wurde die Ch. K. gegründet. Ihr erster Vorsteher war Emanuel Lederer. Ihm folgten im Laufe der Jahre: Adolf Fried, Carl Schlesinger und Simon Fischel, der derzeit (1928) dieses Ehrenamt versieht. 1885 wird der Israel. Frauenverein begründet. 1890. Vom Feber dieses Jahres bis zum 1. Septem- ber 1892 blieb VG. ohne Rb. Unterdessen wurde der Religionsunterricht vom Lehrer J. Czerwinka aus Reichenau erteilt. 1891. Das Anwachsen der Judenschaft ermöglicht es derselben am 1. November den Beschluß zum Baue eines Tempels zti fassen, der Tempel (Außenansicht) 1892 in die Tat umgesetzt wurde. Am 10. April 1892 wurde feierlich děr Grundstein zum Gotteshause gelegt. Die Pläne waren vom k. k. Baurat Wilhelm Stiasny entworfen worden. Der Baumeister war' Franz Kaudela. Die Baukosten beliefen sich auf 60.000 Fä. Der Obmann des Bauausschusses war S. Lustig. Der Tempel hatte 160 Sitze für Männer und 126 Frauensitze. Neben dem bisherigen K. V. Daniel Mendel fnnsierr nun Emanuel Lederer als Tempelvorstehe) bw /u ->'i-nem Ableben am 7. Feber 1914. rn.n\ud L ihrer Sb. Dr. Hermann Baneth Am 1. September dieses Jahres übernimmt Herr Dr. Hermann Baneth aus Lipto St. Miklos sein Amt als Rb,,.. das er mit einer unbeirrbaren Rechtlichkeit bis zu seinem Tode am 26.. Oktober 1926 versehen sollte. Gleichzeitig mit ihm tritt Kt. S. Geirin-ger sein Amt an. Den neuen Funktionären war es vergönnt am. 27. September 1922- die feierliche Weihe des Tempels zu vollziehen. . • : 146 1893. Am 28. August dieses Jahres wurde die isr. K. G. gegründet, die die Funktion des bisherigen Kultusvereins übernahm. K. V. wurde Daniel Mendel. Ebenso blieb Emanuel Lederer als Tempelvorsteher weiter im Amte. 1895. In diesem Jahre ergibt die Zählung 517 Juden in G. 1900. Um die Jahrhundertwende, die genaue Jahreszahl läßt sich heute nicht me.br feststellen, vollzieht sich ein für die Geschichte der Gablonzer Judenschaft denkwürdiges Ereignis. Eine kleine, aber tatkräftige Schar selbstbewußter Juden schließt sich zusammen und gründet den Zionistischen Volksverein „Theodor Herzl", dessen erster Obmann M. D. U r a b i n wurde. Ihm folgen nach mehreren Jahren Ludwig H o j -t a s c h, Siegfried Weil, Dr. Artur Freund, Dr. Paul L ö w y und Emil D u s c h a k. 1902. Einen harten Schlag erleidet die I. K. G. durch das Ableben von JUDr. Hermann Adler, dem Begründer des Kultusvereins, der ain 15. November 1902 die Augen für immer schließt. 1903 wird der isr. Tempelchorverein ins Leben gerufen, dem anfangs Karl P o 11 a k, später Komm'.-Rat Max Rafael und derzeit Dr. Z e 11 e r vorstehen. 1911. Einen schweren und unersetzlichen Verlust erleidet die isr. K. G. am 26. April 1911 durch den Tod von Daniel Mendel, der der Gablonzer Judenschaft seit 1877 erst als Vorsteher des Kultusvereins, nach Begründung děr K. G. als K. V. ein vorbildlicher Führer war. Mit seiner Stellvertretung wurde Emanuel LeJ.erer betraut, bis 1912 Adolf Schindler zum K. V. gewählt wird, welches Ehrenamt er bis zu «einem Ableben, am 4. Mai 1921, versieht. 1914 trifft die Gemeinde G. ein neuer schwerer Schlag. Am 7. Feber schließt Emanuel L e d e r e r für immer die Augen, der seit 1878 eine führende Stelle in ihr eingenommen hatte, anfänglich als Matrikenführer, seit dem Tempelbau im J. 1892 als Tem- A^o'f Schindler Adolf Fried pelvorsteher. Sein Nachfolger wird Adolf Fried, bis im J. 1921 ihn die K. G. durch eine Wahl als Vorsteher an andere Stelle beruft. 1921 übernimmt Adolf Fried sein Amt als K. V., das er bis Feber 1928 versieht. Zum Tempelvorsteher werden Karl Schlesinger und Ludwig G 1 äß-n e r gewählt. 1926. Am 26. Oktober 1926 erschüttert eine Trauerbotschaft jedes jüdische Herz der Gemeinde G. Rb. Dr. Hermann Baneth, von seiner Gemeinde verehrt und geachtet, ist dahingegangen. Er, der immer ein Mann von unbeugsamer Rechtlichkeit gewesen war, hatte in der für ihn charakteristischen Bescheidenheit verfügt, daß an seinem Grabe nicht gesprochen werden solle. Wenn es nun seiner Gemeinde nicht vergönnt gewesen war; seine unermeßlichen Verdienste an seinem Grabe zu würdigen, so ließ .'es sich dieselbe nicht nehmen in einer- Trauerfeier im Tempel am 31. Oktober 1926 ihrem Schmerze Ausdruck zu geben. Unter zahlreichen Rabbinern aus nah ■und fern nahmen an dieser Feier ORb. Dr. B.to dy Mathilde Bunzel Siegfried Weil Adalbert Braun Rb. Dr: Georg Vida aus Prag teil, der in ergreifenden Worten die Verdienste des Verblichenen würdigte. 1927 trifft die Gemeinde ein neuer schwerer Verlust durch das Ableben des T. V. Karl Schlesinger am 15. August 1927. Seither versieht Ludwig Gläßner allein die Funktion des T. V. 1928. Am 1-2'. Feber 1928 finden Neuwahlen in die K. G. statt, zum ersten Male nach einem demokratischen Wahlsystem, das eine Beteiligung der ganzen Judenschaft zuläßt, im Gegensatze zum früheren Wahlsystem. Nach erbittertem Wahlkampfe entsendet die Gablonzer Judenschaft folgende Vertreter in den Vorstand der K. G. 8 Zionisten, 8 Mitglieder der Fortschrittspartei, 2 Orthodoxe. Zum ersten Male ziehen Zionisten in ansehnlicher Stärke in die K- G. ein. Zum Vorsteher wird der Zionist Siegfried Weil gewählt. 1930. Im Feber verliert die Gemeinde den langjährigen und verdienstvollen T. V. Gläßner. An seine Stelle tritt Herr Bela Braun. Am 8. März übernimmt Herr Dr. Georg Vida aus Czongrad das Amt des Rabbiners der Gemeinde. Im Oktober stirbt der langjährige, allgemein geschätzte OKt. Geiringer, an dessen Stelle im August 1931 Herr OKt. Ignaz Trager tritt. Ebenso rasch wie sich der Bevölkerungszuwachs in G. im allgemeinen vollzog, vollzog sich der (zahlenmäßige) Aufschwung der K. G. Derselben gehören heute 900 Seelen an, auf die 300 Steuerzahler entfallen. Eine sehr große Zahl der hiesigen Juden sind Ausländer, u. zw. Polen, Russen, Reichsdeutsche,