Im J. 1761 verkaufte Josef Kohla einen Obstgarten (zwischen der ehemaligen Ratsscheuer und den jüd. Häusern) um 300 fl. rhein. dem Juden Moises Josef zur Erbauung eines Hauses. Von diesem Juden lesen wir später, daß er am 3. Mai 1764 unweit E. erschossen wurde. Im J. 1765 verkaufte die J. G. ihr jüd. Gemeinde-Spital in 6 Teilen an verschiedene Parteien. Im J. 1779 kommt Naphtali Herz aus E m d e n aus der Familie Heilbronn als Rb. in E. und KRb. des Saazer und Elbogner Kreises vor. Auch ein Kt. und ein Diener der Synagoge wird erwähnt. Die Gemeinde hat ein eigenes Siegel mit der hebräischen Umschrift: Kohl (Gemeinde) Eidlitz. .-'• Im J. 1782 wurde die Eidlitzer Synagoge erweitert und feuersicher gebaut. Im J. 1809 wurden auch die Juden von E. für alle Polizeigegenstände dem dortigen Magistrate zugewiesen und dem Amte Rotenhaus abgenommen. Im J. 1809 waren in E. 597 Juden. Im J. 1811 war Israel S t e r n als Rb. in E. angestellt. Er starb im J. 1831 Am 16. September 1815 wurde die ganze Judenstadt (die sogenannte Judengasse) von E. ein Opfer-der Flammen. Von der Synagoge brannten nur die Fensterrahmen und die Seite des Hochaltars ab. Im J. 1822 wurde der jüd. Gemeinde von E. bewilligt, eine eigene jüdisch-deutsche Elementarschule zu errichten. An derselben war der geprüfte Lehrer Isak Gerseus (?) aus Teplitz angestellt. Er blieb in E. bis zu seinem im J. 1863 erfolgten Tode. Im J. 1824 zählte E. 40 jüd. Häuser mit 111 Wohnparteien mit 227 männlichen und 254 weiblichen Individuen. '■- : Im J. 1831 wurde, nach Sterns Ableben, Markus F ü r t h aus Kalladei zu E. als Rb. angestellt. Im J. 1837 kam zu E. unter dem Vorsteher (Hausvater) der K. G. Jakob Löwy die Steinpflasterung in der ganzen Judenstadt zu Stande. Jeder Hauseigentümer bestritt selbe bei seinem Hause, die andern Plätze wurden auf Kosten der Gemeinde besorgt. Unter demselben Vorsteher kam auch eine Renovierung der Synagoge zu Stande, besonders wurden die Ornamente vor der Toralade vergoldet und staffiert. Ein Umbau des Innern erfolgte im J. 1840, unter dem erst im J. 1870 verstorbenen Vorsteher Isäak K o h n, indem die beweglichen Stände (Betbücherpulte) entfernt und feste Sitze und Bänke vorgerichtet, vor der hohen Lade eine erhöhte, umgitterte Estrade für den Vorbeter und zur Tora-Vorlesung erbaut, an der Nordseite eine Galerie für Frauen und an der Westseite für den Chor errichtet wurde. Nachdem durch mehrere Jahre David 0 b e r e c k, welchem Abraham Grünfeld aus Kolin folgte, als Kt. fungiert hatte, wurde im J. 1839, nach Austritt des Letzteren, Valentin , M ü 11 e r, welcher' an der sogenannten Chorsynagoge zu Brandeis fungiert hatte, als Kt. angestellt. Da die bisherigen, mitunter der Didaktik ganz unkundigen Privatlehrer, welche den Unterricht im jüd. Schriftum und in der Religion erteilten, den Anforderungen dler Zeit nicht mehr entsprachen, wurde im J. 1844 eine Gemeinde-Religionsschule errichtet. In dieser Schule sollten die Kinder einen gleichförmigen Unterricht in der hebräischen Sprache, in der Bibel, in der Verdeutschung der vorzüglichsten hebräischen Gebete und in der eigentlichen Religionslehre erhalten. Vorerst wurden die Lokalitäten hergerichtet und die Mittel für die Erhaltung beschafft. Als Hauptlehrer wurde D. Jeiteles ^.us Prag, dem im J. 1847 Israel Weiss folgte, angestellt. Rb. Israel Weiss wurde am 5. Sept. 1819 zu Dob-ruschka in Böhmen geboren. Er war Schüler des Rabbi Aron Kornfeld in Goltsch-Jenikau und des ORb. Samuel Lob Rappaport in Prag. Er hatte sich aber auch ein allgemeines Wissen angeeignet und die Prüfung für Haupt- u. Normalschulen abgelegt. Schon im J. 1841 kam er als Privatlehrer nach E., um dann als Lehrer an der öffentlichen jüd. Schule in E. zu wirken. Nach dem Tode dies Rb. Markus Fürth übte er auch die rabbinischen Funktionen aus. Mit der Gründung der Gemeinde Komotau wurde er auch deren geistlicher Führer und erteilte den Religionsunterricht an der Komotauer Bürger- und Mittelschule. Nach vollendetem 80. Lebensjahre trat er in den wohlverdienten Ruhestand. Er starb am 21. März 1907 in Komotau, unvergessen von der Gemeinde E. und Komotau, welch letztere ihm ein Ehrengrab widmete, unvergessen von seinen zahlreichen Schülern. Im J. 1851 wurde David Löwy, später Prediger in Wien, als Lehrer an der israel. Schule in E. angestellt. Im J. 1853 wurde in E. ein abgesondertes jüd. Armen-Institut errichtet. Anfänglich wurde es bloß aus den jährlichen Beiträgen der Gemeindemitglieder erhalten. Aus mehreren größeren Beiträgen, die später der Anstalt zufielen, bildete sich ein eigener Armenfond. Im J. 1858 zählte E. 637 Juden. Im J. 1688 brachte die Obrigkeit zu Horschenz ein. Häusel an sich, in welches sie Juden hineinsetzte. Das Synagogenbuch von Horschenz beginnt mit dem J. 1748. Die Synagoge zu Horschenz wurde im J, 1839 am Platze' der alten Synagoge erbaut, doch soll in alter Zeit die Synagoge im Ďorfe selbst gestanden haben. Im J. 1901 mußte der Gottesdienst in H. aufgelassen werden. Horschenz ist der Geburtsort des am 20. August 1845 geborenen, bekannten Sozialpolitikers Dr. Julius O f n e r. In einer, zu dessen 70. Geburtstage erschienenen Festschrift schreibt Popper Lynkeus: „Ich sage mit aller Bestimmtheit, daß es keinen einzigen Menschen gibt (der es ja gewagt hätte), trotz aller gegenseitigen Gehäßigkeiten und Kämpfe der Parteien, Nationalität und Rassen, die wir bei uns reichlich genießen, daß es Niemanden gibt, der es je gewagt hätte, über den Charakter Ofners nur die geringste tadelnde Bemerkung zu machen, oder es versucht hätte, die kleinste Verleumdung oder Verdächtigung auszusprechen. Man wagte es nicht, nicht nur, weil auch der geringfügig-. sie Anhaltspunkt hiefür nicht vorlag,, sondern auch, weil man wußte, daß die Überzeugung von seiner unübertreffbaren Integrität und Uneigennützigkeit, der vollsten Feinheit sßihes Charakters und der edelsten Menschenfreundlichkeit Ofners eine allgemeine und feststehende war und ist. Kurz gesagt, Ofner ist einer unserer besten, edelsten und geistig hervorragendsten Menschen.''. Im J. 1767 überließ die fürstl. Obrigkeit der Bielenzer jüd. Gemeinde die dortigen 15 jüd. Wohnungen um einen Betrag von 300 fl. rhein. als Erbeigentum, wie dies schon früher bei E. etc. im J. 1727 geschehen war. Sie sollen unter einer Strafe von 20 Talern keinen Hausgenossen einnehmen, ehe solcher nicht zur Bezahlung des Schutzgeldes dem Amte angezeigt worden ist. Der diesfällige Kontrakt ist von allen, darunter einem Judenrichter und zwei Geschworenen, gefertigt und steht in dem im J. 1767 begonnenen Amts-Verschreibungsbuch der Bielenzer Schutziudenschaft käuflich überlassenen Wohnungen. Im J. 1770 (27. Nov.) bewilligt der Fürst, die Bielenzer Branntweinhaus-Wohnung samt dem dazu gehörigen Stück Grund den drei Schutzjuden Salomon 132 Jakob, Köppl Löbl und Isaak Abraham um den Betrag von 150 fl. und einen jährlichen Grundzins von 25 fl. mit der Befugnis zu verkaufen, daß sich ein jeder derselben auf diesem Platze ein Wohnhäusel auf seine Kosten bauen dürfe. Das Synagogenbuch von Bielenz beginnt mit dem J. 1826. Auch hier herrschte ein reges jüd. Leben, doch durch den Abzug jvieler Gemeindemitglieder nach Komotau wurde die Gemeinde von Bielenz immer kleiner und heute leben daselbst nurmehr zwei jüd. Familien. Im J. 1923 kaufte der in Bielenz wohnhafte Ökonom Gustav Schönfeld von der Komotauer Gemeinde den Bielenzer Tempel und übergab ihn schenkungsweise der Bielenzer Ortsgemeinde mit der Bestimmung, den Tempel in ein Armenhaus umzugestalten, in welchem Pfleglinge ohne Unterschied der Konfession Aufnahme finden sollen. Femer übernahm die Bielenzer Ortsgemeinde die Verpflichtung für ewige Zeiten den jüd. Friedhof in Bielenz in Stand zu halten. Dürrmaul war die Muttergemeinde Görkaus. Daselbst ließen sich seit Beginn des 19. Jhts. zahlreiche jüd. Familien nieder. Laut obrigkeitlicher Verordnung vom 18. Juni 1844 wurde die Görkauer J. G. von Frau Gabriele Gräfin von Buquoi, geb. Gräfin von Rothenhaus ein Platz von 6 Klafter Breite und 8 Klafter Länge zur Erbauung eines Gotteshauses verliehen. Am 27. August 1853 wurde die Synagoge durch KRb. David Pick, Teplitz ihrer Bestimmung übergeben. Für die hochherzige Spenderin des Baugrundes wurde allwöchentlich beim Sabbatgottesdienste ein Gebet verrichtet. Die J. G. in Görkau zählt heute ungefähr 15 Familien und wird daselbst heute noch durch einen eigenen Funktionär, der auch den Religionsunterricht in G ö r k a u und S e e-s t a d 11 erteilt, der regelmäßige Gottesdienst abgehalten. Im J. 1846 gab es 40 Judenhäuser mit 130 Familien. Im J. 1864 wurde von der Ch. K. unweit der Judengasse von Josef Hirsch ein Feld um 2900 fl. gekauft, welches zum Teil zu dem neuen Beerdigungsplatz hergerichtet wurde. In Folge der Freizügigkeit, welche die reichsten und ansehnlichsten Juden veranlaßte, nach Komotau und anderen großen Orten zu ziehen, verlor auch E. immer mehr an jüd. Bewohnern. Der letzte Vorsteher der Eidlitzer Gemeinde war der Fabrikant Edmund Kohn, der trotz der immer spärlicher werdenden Zahl der Juden in E. bemüht war, den Gottesdienst aufrecht zu erhalten und denselben, nachdem der Tempel wegen Baufälligkeit abgetragen werden mußte, in der ehemaligen Schule abhalten ließ. Von den jüd. Grundbüchern vom J. 1727 herab haben wir bereits gesprochen. Auch das Amtsver-schreibungsbuch der Bielenzer Schutzjudenschaft vom J. 1767 und die Synagogen-Bücher von E., Horschenz und Bielenz wurden früher erwähnt. Wir fanden auch ein Beschneidungsbuch vom J. 1750, ein Buch über Heiratsbewilligungen vom J. 1764 und Matriken (Geburts-, Ehe- und Sterbebücher) Vom J. 1788. Für die Zeit (von 1811—1868) lieferte für diese Arbeit sehr schätzbares Material die Beschreibung der in der 'Eidlitzer K. G. vorgefundenen Zustände und Institutionen von N. H. Fischer. 133 Eidlitz 4