Darlehen die Zinsen verlieren mußten, war nicht ausgiebig genug." """Von dem für die Juden Egers kritischen J. 1350 berichtet die Chronik folgendes: „ . . .Schon am 25. Sept. 1347 hatte er (der neue König des Reiches und Böhmens, Karl IV.) ihnen von Prag aus alle Privilegien, besonders die in dieser Urkunde wörtlich wiedergegebenen Briefe Ottakars (4. Mai 1266), Albrechts (25. Juni 1305), Johanns (23. Okt. 1322 und 10. Juni 1341), den eigenen (28. Okt. 1342) und Rudolfs Brief (7. Juni 1279) bestätigt. (Pelzel, Karl IV., 1. Urkb. Nr. 48, S. 56.) Weiter heißt es: „.^.noch auch die Juden daselbst vor irgend ein kirchliches, religiöses oder weltliches Gericht ,außerhalb der Stadtmauer' zu zitieren, da er dieses Verbot ihm (dem Pfarrer) Heiland gelegte Schmach rächen helfen, sollten sie ihm nachfolgen. Er wollte das rächen und ihr getreuer Hauptmann sein. Da aber der Pöbel, welcher ohnehin den Juden, von denen er lange Zeit geplagt worden, gram und feind war, solche Rede des Kriegsmannes vernahm, willigte er bald dazu und folgte dem Landsknecht in Haufen nach. Was ein jeder im Sturm erwischte, war seine.Waffe. Und sie überfielen die Juden, schlugen sie alle zu tot, nahmen und teilten ihre Güter unter sich. Also wurden die von E. ihrer Juden los.' Die Bücher gaben sie einem ehrbaren, wohlweisen Rat zur Aufbewahrung ... Und obwohl dies alles angefangen wurde und geschehen ist ohne Vorwissen eines ehrbaren Rates, mußten sie doch dem König zu Böhmen etliche tausend Gulden zur Strafe Die ältesten Grabsteine ,von Recht und auch von Gunst des apostolischen Stuhles' geben könne.'1 (Wenzels Reskriptenbuch Nr. 16, Egerer Stadtarch.) Gradl, der mit scharfen Worten den Fanatismus und den ungerechten Haß gegen das jüd. Volk, der allüberall zu jener Zeit herrschte, geißelte, der die Märchen von Brunnenvergiftungen während der Zeit des „Schwarzen Todes" als einen Wahnsinn stempelte und die Widerstandsfähigkeit der Juden damit begründete, ob ihrer größeren Mäßigkeit und wegen der Abgeschlossenheit ihrer Wohnungen bei großen Seuchen etc., berichtet über den Mord von Egei u. a. „Die Stimmung war erbittert und ein kleiner Funke konnte verheerenden Brand entzünden. Wie derselbe im J. 1350 hier in E. in den Pöbel gelegt wurde, mag die älteste Quelle des Chronisten (Kaspar Brusch (ius) in Münsters Kosmographie 1547, dem alle Folgenden nachschrieben), in worttreuer Wiedergabe erzählen: ,Anno Christi 1350 erhob sich der Judenmord zu E. mit solcher Weise: Es predigte ein Mönch die Passion (das Leiden Christi) zur gewöhnlichen Zeit vor Ostern und zeigte an, wie der unschuldige Sohn Gottes von den treulosen Juden wäre gemartert und in den Tod gegeben worden. Nun war ein unverständiger Kriegsmann zugegen; dem ging diese Unbill so tief zu Herzen und er wurde dermaßen über die Judien erzürnt, daß er das unschuldige Blut Christi rächen wollte. Er lief deshalb zu einem Altare, nahm ein Kruzifix und ermahnte mit starker Stimme die Gemeinde: Wenn sie wollten solchen unschuldigen Tod und die an den geben." (Die zwei letzten Sätze sind der Erzählung Engelharts entnommen.) ...... Der Geschichtsschreiber spricht folgende Vermutung aus: Es ist unrichtig, daß alle Juden ermordet wurden. (Schon die jüngere Überlieferung weiß, daß ein Jude, namens Maier, davonkam. Chronik von. E. bei Reichl.) Schon im J. 1353 wurde hier žu E. eine Jüdin, namens Kejle, begraben, die am 1. April d. J. starb. (Reichl, a.. a. O., 107 und in dessen „Der Ju$en-mord zu Eger" im Eg. Jahrb. VII, 1876, S. 124), also höchstwahrscheinlich in E. verblieben war. Mit ihr dürften, noch andere, durch Verstecke gerettet, $eit des Königs Hieherkunft sich wieder vor dem Äußer- . sten sicher gefühlt haben. Daß ein Jude als solcher entkam, kann urkundlich belegt werden. Am 6. Feher 1351 verbriefte Heinrich d. J., Vogt von Weida, neben andern Juden auch einen gewissen Meir sicheres Geleite in seinen Landen bis Johanni d. J. und Hilfe bei der Eintreibung auswärtiger Schulden, sowie nach Johanni ein Geleite gegen E., also in die Heimat zurück, von Hof aus. (Urkunde im großherz. Staatsarch, zu Weimar.) Derselbe Meir findet sich 1360 tatsächlich wieder in E. im Besitze eines Hauses, da er am 29. März d. J. bereits wieder mit Enderl (Andreas) Schönbach (er) sich über den Ablauf des Wassers aus seinem Hause und Hofe einigte. (Urk. im Egerer Stadtarchiv.) Bald darauf muß sich jedoch wieder eine kleine Gemeinde gebildet haben, denn im J. 1352 wurde ihnen eine andere Gasse zugewiesen, wo sie eine neue Synagoge erbauejn ließen. Karl IV. bestätigt 1364 den Juden Egers den Besitz der Synagoge und.des Friedhofes. Im J. 1391 ordnete Wenzel IV. an, daß seine Kammerknechte — die Juden — welche mit den übrigen Bürgern „ein Ding" bilden, zu schützen seien, und im J. 1400 verlieh Sigmund dann den Juden Egers die Gleichberechtigung gegenüber den anderen Bürgern der Stadt. Jedoch wurden die Juden am 3. Oktober 1430 auf Befehl Sigmunds aus Eger vertrieben, wobei die Synagoge in eine Kapelle verwandelt wurde. (Horowitz, ZGJTsch II/3.) Im März 1435 wurde auch die vom Kaiser genehmigte Wiederaufnahme von Juden in E. vom Rate ausgeführt. In jenen Tagen war Niklas Freitag Bürgermeister. (Nach Urk. „Or. a. Pg. im Eg. Stadtarch." vom 26. März.) Mit Brief vom 20. März nähmen Bürgermeister, Rat und Gemeinden Katzmann von Gotha und Abraham, Meisters Hellers Sohn, als ihre Juden auf, sagten ihnen und acht andern mitzubringenden Juden mit Familien, auch jetzigen und* künftigen Töchtermännern (innerhalb des gemeinsamen Hausverbandes) und samt Gesinde Bürgerrechte zu, gestatteten ihnen Geldleihgeschäfte, beließen sie bei Schule, Kirchhof und Seelhaus, gaben ihnen Erlaubnis zur Aufnahme eines Meisters und Langmeisters und das Recht, gegen Zulassung weiterer Juden nach E. zu protestieren (nur dem Gössel Juden wurde vom Rate schon früher zugesagte Aufnahme . gewährt) usw., wogegen die Juden insgesamt jährlich 300fl. rhein.. als „Geschoß" (Abgabe) an die Stadt'zu entrichten haben. (Or. a. Perg. im Eg. Stadtarch.) : V Sie bildeten daraufhin auch wieder eine Gemeinde, die bis zum Jahre 1502 bestand, wo sie wieder ausgewiesen wurden. Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts finden wir eine neue jüdische Siedlung in Eger. Unter ihnen befindet sich auch der wohlhabende und mild tätige Elijahu, der dort aus eigenem Gelde eio Beth Hamidrasch errichten ließ. (Pne Ärje bütta, Einleitung.) Er starb daselbst Ende des 17. Jahrhunderts. Als durch die Wirren um die polnische Königskrone (1697—1733) und den Schwedischen Krieg der Aufenthalt in Polen fast unhaltbar wurde, verließ der Prediger Arje Leib Torczyner Samošč, wo er angestellt war, und wanderte nach Böhmen aus. Als er dort unstet umher wanderte, berief ihn der wohltätige Elijahu nach Eger, damit er in seinem Beth Hamidrasch tätig sei. Doch' hat sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch diese Siedlung aufgelöst, und, wie es scheint, haben* um diese Zeit die letzten Juden Eger verlassen. (Horowitz, ZGJTsch H/3.) . ■ • * Die Gelehrten. I. R. (Jakob) JekelbenMosesausEger. Er wurde dort im Jahre 1349 samt seiner Frau Tylla und seinen drei Söhnen ermordet1). Ob es 3ort Rabbiner oder Privatgelehrter war, kann ich nicht feststellen. II. R. (J a k o b) J e k e 1 aus Eger, eine rabbinische Größe zu seiner Zeit, lebte im 14. Jahrhundert. Er scheint in Eger geboren zu sein, da er in der zeitgenössischen Literatur imnler als R. Jekel aus Eger genannt wird. In seiner Jugend lernte er gemeinsam mit R. Aaron Plumel bei R. Schalom in Wiener-Neustadt 2). Noch jung an Jahren wurde er zum Rabbiner in Eger gewählt. Dann kam er als Rabbiner nach Krems und wurde, wie es scheint, nach dem Tode seines Lehrers R. Schalom an dessen Stelle nach Wien berufen, woselbst er um das Jahr 1400 starb. Als Nachfolger in Wien wurde sein Jugendfreund R. Aaron Plumel aus Krems auserkoren3). Nach dem Tode ihres gemeinsamen Lehrers R. -Scha-lom aus Wiener-Neustadt wurde R. Jekel aus Eger u. R. Aaron Plumel als die größten Rabbiner Österreichs betrachtet und anerkannt. R. Dawid Tewěle Sprinz 4) wurde von ihnen zum Rabbiner ordiniert5). R. Jekel neigte in religiösen Fragen der strengeren Richtung zu. Als einmal R. Aaron Plumel in Wien die Erlaubnis erteilte, jüdischen Gefangenen durch Nicht-juden am Sabbat Lebensmittel zu bringen zu lassen, bekämpfte er diese Entscheidung sehr6). Er hinterließ rabbinische Entscheidungen, welche R. Eleasar aus Passau 7) vorlagen. III. R. N a t h a n. Er war eine der größten rabbinischen Autoritäten Mitteleuropas und lebte Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts in Eger, wo er eine segensreiche Tätigkeit entfaltete. Sein Lehrhaus war tonangebend in sämtlichen Gemeinden Deutschlands, Böhmens und Österreichs. Fast sämtliche Rabbiner' seiner Zeit wurden von ihm ordiniert, und selbst die rabbinischen Größen jener Epoche waren bestrebt, rabbinische Befähigungszeugnisse von ihm zu erhalten8). Für das Ansehen, das R. Nathan genoß, spricht, daß kein Geringerer als R. Jakob Landau — vulgo Maharil — sein Urteil in einer Angelegenheit, von der Entscheidung R. Nathans abhängig machte 9). Bei der Rabbiner-Synode, die 1387 in Erfurt stattfand und zu der sich die fünf größten Rabbiner Deutschlands eingefunden hatten, finden wir R. Nathan an dritter Stelle genannt. Auch finden wir ihn bei einer Synode, die unbestimmten Datums in Nürnberg stattfand10). Dort wurde er gefangen genommen und in den Kerker geworfen31), was darauf schließen läßt,-daß er auch bei der Behörde als der größte Rabbiner angesehen wurde. Während der Hussitenkriege wanderte er allein nach Palästina aus und hinterließ seiner Frau, sie solle, falls sie einen gewissen Lärm hören würde, mit einem Messer alle ihre Kinder und hierauf sich selbst töten, damit sie nicht in die Hände der rohen Soldateska und Mörder fallen12). R. Nathan starb in Jerusalem13), noch zu Lebzeiten des R. Jakob Weil, der ihn mit den Worten „s. A." erwähnt "). Letzterer starb zwischen 1443 und 1457 15). Wie erwähnt, war sein Lehrhaus eine talmudische Hochschule . ersten Ranges, aus der die meisten Rabbiner Deutschlands, Österreichs und Böhmens.hervorgingen. Von seinen Schülern sind uns drei rabbinische Größen bekannt: 1. R. Israel Isserlein, Verfasser der RGA .,Terumath Hadeschen"16). 2. R. Jona ben Schalom, Rabbiner in Regensburg17). 3. R. Nathan aus Ofen18). IV. R. Elieser ben Nathan, Sohn des Vorigen, lebte im 15. Jahrhundert, um 1426 zuerst in Olschinetz und hernach in Nürnbergs wo er am 31. Juli 1431 erwähnt wird. Er stand in halachi-scher Korrespondenz mit R. Jakob Landau — vulgo Maharil — und wird in dessen Werken öfters erwähnt19). V. R. Arje Leib ben Abraham Torczyner, Darschan (Prediger) und Autor, wurde um das Jahr 1650 in Torczyn (Polen) geboren. Man nannte ihn deshalb wegen seines Geburtsortes R. Leib Torczyner. Sein eigentlicher Familienname war „Cordovero". Mehrere Jahre wohnte er in Samošč. Wie es scheint, war er dort Darschan und Privatgelehrter. Da in Po-: len der Krieg sich empfindlich bemerkbar^machte,