Geschichte der Juden in Böhm. Budweis.' Die Entstellung der ersten Judengemeinde in Budweis (č. Č. Budějovice) läßt sich bis zu ihren Anfängen zurückverfolgen. König Ottokar II. gestattete am 18. April 1341 zwei Juden mit ihren Familien von wo, immer, nur nicht aus den kgl. Städten, in B. aufzunehmen, damit sie sich hier ansiedeln. Er sicherte ihnen die gleichen Rechte und Gewohnheiten zu, die sie in anderen kgl. Städten besaßen und um ihnen die Übersiedlung nach B. zu erleichtern, befreite sie der König vom Tage ihrer Ankunft angefangen durch zehn Jahre von allen Steuern und Abgaben. Bezüglich des Zinses an die Stadt hatten die Juden mit dieser ein Abkommen zu treffen, der von ihnen geleistete Zins durfte aber nur zur Besserung und Erbauung der Mauern und Gräben verwendet werden („quod idem census totali-ter in meloriacionem sive eonstruccionem muri et bar-chani ipsius civitatis et nullas alibi converbatur") x). Der erste Budweiser Jude, welcher urkundlich (1377) genannt wird, ist „Muschlinus judeus", von dem es heißt, daß der Bürger Friedl Rendl als Bürge der Witwe Wesseler ihm und seinen Erben sein Haus verpfändete. Er wird noch wiederholt erwähnt, so auch 1379, als er vor dem Rate bekennt, was die Witwe Wesseler bei ihm verpfändete. Ebenso' tritt er 1380 als Gläubiger des Bauers Martin auf, der ihm vier Schock schuldete, und am 4. August 1383 als Gläubiger des Goldenkroner Abtes Gobelin, von dem er 85 Schock 10 Groschen Prager Münze zu fordern hatte2). Er besaß das Haus Nr. 218 in der seit dem Bestehen der Judenansiedlung mit Judengasse (vicus judeorum) bezeichneten, an die „Pfaffen-" und „Saugasse" angrenzenden Straße, an deren unterem Ende nahe der linksseitigen Häuserreihe sich ein hoher, mit einem vorgekragten Rundgange und spitzem Dache versehener Mauerturm erhob. Die Judengasse war nach außen ganz abgeschlossen, denn abgesehen von den drei Stadttoren (Piseker Tor, Strodenitzer Tor, Schwei-nitzer Tor) und der Pforte, die zu den Mühlen führte (1349 zum ersten Male erwähnt) s), war die Stadtmauer in der ältesten Zeit nirgends durchbrochen.- Um 1380 war die Judengasse noch nicht vollständig ausgebaut. Auf der linken Seite der Gasse gab es nur acht Häuser, unter denen das des Kürschners Wenzel Pruns (heute Nr. 221) im J. 1396 als letztes erbaut worden sein dürfte. Auf der rechten Seite stand ala erstes Haus gegenüber dem Pfarrhofe das Haus dea „Böhmen" (domus Boěmi, Nr. 242) mit verhältnismäßig großer Grundfläche, im sechzehnten Jahrhunderte „auf der Stiegen" genannt, ihm folgte (1401) das Haus des Michel Funkrainer, daran schlössen sich das Haus der Jüdin Chuna (Kuna, 1380) und noch weitere vier Häuser, sio daß auch dieser Teil der Gasse damals eine ganz andere Einteilung zeigte wie heute. Es gab auf beiden Seiten noch freie Gründe, die erst im Verlaufe des 15. Jhts. verbaut wurden, so< daß erst das Haussteuerbuch von 1482 jene Hausfolge enthält, die noch heute besteht.